Seeadler fotografieren – Action Fotografie in der Feldberger Seenlandschaft

Symbolfoto, am nächsten Tag aufgenommen.

Wie schon hier geschrieben hatte ich von meiner Frau eine Seeadler-Fotosafari zum Geburtstag bekommen. Anbieter der Fototour ist Fred Bollmann (www.ranger-tours.de) in der Feldberger Seenlandschaft, er führt seine Gäste mit einem flachgehenden Elektroboot auf den See Breiter Luzin. Eine gewisse, zwiespältig-negative Erfahrung in der Vogelfotografie vom Boot aus hatte ich ja schon von unserer Nordkap-Reise aus Svolvær auf den Lofoten – aber hier erwartete ich, mich besser bewegen zu können, schließlich war im September nördlich der Uckermark kein strenger Frost zu erwarten, Überlebensanzüge mußte man hier also nicht tragen.

Vorneweg: Während der ca. zwei Stunden langen Veranstaltung werden tote Fische an wild lebende Vögel verfüttert um sie möglichst nah an das Boot zu locken, damit die zahlenden Gäste Fotos machen können, in diesem Fall hockten da 12 Personen auf dem Boot. Da diese Veranstaltungen wiederholt stattfinden kann man davon ausgehen daß sich einzelne Tiere an die Fütterungen gewöhnen, also ein gewisser Eingriff in die Natur vorgenommen wird – dazu kann man differenzierte Meinungen haben. Ich halte Fred Bollmann zugute daß es Fische aus dem See sind, er bekommt sie von seinem Sohn der dort Berufsfischer ist, die Vögel hätten sie also auch auf normalem Weg erbeuten können. Außerdem holt Fred nicht angenommene Fische wieder aus dem See heraus um zu verhindern daß Möwen und andere unerwünschte Mitesser angelockt werden. Darüber hinaus werden diese Events von ihm nicht regelmäßig durchgeführt, eine vollständige Bindung zwischen Mensch und Vogel gibt es also nicht – die Vögel reagieren übrigens auch nicht wenn eine andere Person sie von einem Boot ruft und lockt. Und zu guter Letzt weiß ich aus eigenem Erleben an der Elbe, daß selbst hoch angesehene Naturfotografen mit Futterplätzen arbeiten um zu ihren “Raubvogelfotos aus der ungestörten Natur” zu kommen…
Wie es auch sei, diese Fotos sind eben nicht als Schnappschüsse oder geplante Tarnzeltaufnahmen in der völlig freien Natur entstanden, sondern sie sind das Ergebnis einer gestellten Situation – das sollte jedem Betrachter bewusst sein.

Ich selbst habe bei der ganzen Aktion wieder sehr viel gelernt, wie schon oft stellte ich fest daß meine Kamera mehr kann als ich und daß ich sie nicht immer situationsgerecht korrekt einstelle. Alle Aufnahmen sind von einer Olympus OM-1 mit dem Telezoom M.Zuiko Digital ED 40‑150mm F2.8 PRO gemacht worden, mit Programmautomatik, der Autofokus mit Motiverkennung für Vögel, die Empfindlichkeitsautomatik war auf ISO 6400 begrenzt. Die Bilder sind mit DxO PureRAW 3 und Adobe Lightroom nachbearbeitet und beschnitten worden, auf grobe Verfälschungen wie wegstempeln von störenden Objekten per KI oder ähnlichem habe ich verzichtet, solche Bilder bleiben dann eben ungezeigt. Alle Bilder sollten sich nach draufklicken oder -tippen in FullHD öffnen.

Von der toten Erle wurde das Boot erst einmal ausgiebig beobachtet bevor der erste Anflug gemacht wurde. Das Licht war um 7:30 noch nicht so dolle, deshalb die deutliche Bewegungsunschärfe…
Anflug auf den ersten Aal. Hier war dann auch mit dem mitziehen Schluß, der Fotograf saß noch nicht optimal.
Ein ebenfalls angekommener Rotmilan bekam nur eine schnöde Rotfeder, den eigentlichen Zugriff habe ich verrissen. Mein erster fischender Rotmilan, als “Hofraubvogel” ist man seine Artgenossen ja von Zuhause gewohnt.
Zum frühstücken gings auf irgendeinen Ast an Land, die Konkurrenz nahte…
…in Form eines Artgenossen. Der kam sogar in einem optimalen Winkel auf uns zu, der Beutefisch lag ziemlich dicht am Boot, das Licht wurde besser. Eine äußerst vielversprechende Situation, ich brauchte bloß draufhalten und mitziehen…
…aber leider lag dieses Mal das Boot nicht richtig, weiter rechts hätte ich den Hinterkopf meines Nachbarn geknipst. Der Rotmilan erwischte den Fisch aber auch nicht. Von wegen “Völlig easy, bei solchen Safaris werden dir die Motive auf dem Teller serviert”.
Beim zweiten Versuch klappte es dann für den Milan und mich.
Einige Zeit später tauchte der Seeadler wieder auf, er hatte Lust auf einen weiteren Aal. Wind und Wellen hatten zugelegt, trotzdem zupfte er den Schnürsenkel zielsicher…
…aus dem Wasser. Zum verspeisen ging es…
…wieder auf eine tote Erle. Satt wurde er offenbar noch nicht.
Denn 5 Minuten später flog er noch einmal an. Mit vollem Magen zielt es sich aber scheinbar schlecht, dieser Zugriff ging daneben.
Mir gelang dafür bei seinem Abflug das imho beste Foto des Tages. Einen weiteren Versuch machte er nicht mehr.
Zum Schluß führte uns einer der Rotmilane noch vor, daß Rotfedern famos fliegen können wenn man sie mit den Fängen nicht richtig erwischt.
Beim Abflug machte er den Eindruck als wenn ihm das Mißgeschick höchst peinlich ist…

Mein persönliches Fazit: Wenn man an fliegende Vögel ganz dicht ran will, muß man wohl solche Safaris mitmachen oder zu Flugshows in Zoos gehen – in der wirklichen freien Natur bekommt man so viele Gelegenheiten wohl nur per Tarnzelt über mehrere Wochen geboten, einige der Perspektiven wohl auch dann nicht. Den Begriff “Action-Tour” halte ich für nicht übertrieben, man bekommt in den zwei Stunden nicht nur die faszinierenden Anflüge der Vögel, Fred Bollmann erzählt auch viel lehrreiches aus seinem Leben als Naturpark-Ranger und Naturschutzwart. Mir hat es gefallen!

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